Vinifikation
Prrrrrrrrring!!! Schimmert im Spätseptember die Dämmerung erst als vage Vorahnung am Horizont, schrillt schon der Wecker zur Fiano-Ernte. Subito wandert die morgentaubelegte Beute in die Kellerei, wird schonend gepresst und 6 Monate auf Hefe gebettet – ecco! Ein Weisser von unverfälscht frühherbstlicher Frische.
Degustationsnotizen
Che bellezza, dieses sonnengetünchte Strohgelb, das Bouquet ein mediterraner Paradiesgarten: Mandel, Pfirsich und Zitrone, durchzogen von einer Brise Thymian. Typisch kampanisch mineralisch, fein florales Finale.
Empfehlung
Scusi per favore, wir würden gern etwas naschen dazu!? Da stünden zur Wahl: ein Plättchen nach allen Regeln der Räucherkunst getrockneten Aufschnitts, meeresfruchtige Pasta oder süditalienische Secondi wie der Polpo alla Luciana
Sonnengeflutete Amalfistrände, kolossaler Vesuv, überschäumendes Napoli, all die Legenden von Pompeji, Pizzaerfindung und Pokalen im Hexenkessel des Fussballstadions... Doch da hört Kampanien noch lange nicht auf. Kampanien, das kommt schliesslich von campagna, campus, campania felix – Landschaft, Weite oder fruchtbare Ebene. Die Römer kürten das Hinterland der Südprovinz zum Klassenprimus ihrer Rebschule. Mit ihrem Abzug rückten jedoch Gegenden wie das von Monti Lattari und Picentini flankierte Val d’Irno, wo Kirchtürme wie erstarrte Fontänen aus den verstreuten Häuserhäufchen schiessen, etwas in den Schatten der kollektiven Weinwahrnehmung. Zwischenzeitlich.
Für neue Lichtblicke sorgen nun Leute wie Marina Guerritore. In den Hügeln oberhalb Salernos verfolgt sie mit Gatte Giovanni und Tochter Svieta ein geradliniges No-Bullshit-Konzept: umweltschonend aus Überzeugung, sieben Hektar, 25'000 Flaschen pro Jahr des reinsortigen Dreizacks aus Fiano, Aglianico und Merlot. Halt, Merlot? In Kampanien??? Culpa Cotarella! Die ausgefallene Idee stammt von italienischen Weinbau-Koryphäe Riccardo Cotarella, welche den Guerritores beratend Pate steht. Und in der Tat – der dunkelbeerige Franzose findet in Süditalien ein komfortables Exil! Ein solches suchte hier im 14. Jahrhundert Königin Margherita von Durazzo – vor der Pest. Der Name des royalen Guerritore-Weissen Acquamela verweist auf die Villa, in welcher sie die Seuche aussass.
Beim Spagat zwischen Tradition und Moderne haben sich andere schon übel verrenkt. Der jungen Mini-Acienda gelingt er spielend. Übrigens bringen Guerritores nicht nur Bewegung in die regionale Weinkultur: Auf Erholungs- oder Erkundungsdurstige warten sieben Gästezimmer, ein Pool sowie ein Restaurant – und was für eins!