Vinifikation
Womöglich hatten Asterix & Co. recht und die Römer etwas einen an der Waffel. Doch was vergorenen Traubennektar angeht, da waren sie, nun ja: Ton-angebend! In mächtigen Amphoren kelterten sie ihre Tropfen. In Georgien blieb die Qvevri-Technik erhalten, findet nun in unsere Breitengrade und auf Château Vessière zurück: Sowohl Weinbereitung als auch die fünfmonatige Veredelung dieses Roten aus 50-jährigen Reben geschehen im Tongefäss.
Degustationsnotizen
«Zero waste» auf Südfranzösisch: Der biodynamische Kreislauf nutzt sämtliche Ressourcen der Natur, so dass die kirschig-schwarzfruchtige Essenz der südlichen Rhône unser Glas füllt – und die Nase kitzelt, mit Syrah-typischer Pfeffer-Note. Im Mund so seidig, dass die Gerbstoffe ihre unsexy Bezeichnung mit keinem Tropfen verdienen...
Empfehlung
Bevor jemand zur Wildschweinjagt aufbricht – der Amphorianer aus dem schicken Holzkistchen bequemt sich ebenso gern zu zivilisierten Stücken vom Rind oder Lamm – oder setzt dunkler Nobelschokolade das Krönchen auf.
Würden Grenache, Cabernet und Anverwandte die Erde, auf die sie gebettet sind, über ein Online-Portal bewerten – das Château der in die Teulons eingeheiratete Lucie de Vessière in der Costière de Nîmes würde Likes und Strikes und Daumen hoch hamstern bis zum Serverkollaps!
Die Demeter-Verordnung mag andernorts gut gemeint sein. Auf dem Château Vessière ist sie Königin. Abwehrkräftigende Heilkräuter flankieren die vor Vitalität und (Bio-)Dynamik strotzenden Stöcke auf Lucie’s Luxusterroir, die lehmig-kalkigen Böden der in der siebten Generation familienbewirtschafteten Domaine kitzeln eine geballte Aromenwucht aus den Früchten heraus. Logisch stehen sie vor dem weinbäuerischen Wellnesstempel Schlange bis zum Horizont, die satten Prachtsreben, tanken Vitamin D à discrétion, atmen das Parfüm des Mittelmeers – sie stehen so tief im Süden des Rhonetals, man könnte glatt Traubenkerne in die Camargue rüber spucken.
Neben den Trauben dürfen sich übrigens auch zweibeinige Urlaubsgäste im Château breit machen und die Perlen der Teulon/Vessières vor Ort verkosten: Orange- sowie Amphorenwein verzücken Experimentierfreudige, während die klassischeren unter den küstennahen Kunstgriffen das Allerbeste aus dem südlichen Rhonetal um den grünen Daumen wickeln.